Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, auch in und für Bremen. Wenige Wochen später wurde Wilhelm Kaisen als Wohlfahrtssenator in den ersten Nachkriegssenat berufen und am 1. August 1945 als Präsident des Senats mit dem Wiederaufbau von Stadt und Land Bremen betraut. Wilhelm Kaisen ist in Bremen kein Unbekannter und nicht vergessen. Täglich queren Tausende von Menschen die Weserbrücke, die seinen Namen trägt. Eine erste politische Biografie Wilhelm Kaisens aus der Feder des Bremer Historikers Karl Ludwig Sommer im Auftrag der Wilhelm und Helene Kaisen-Stiftung erschien im Jahre 2000, die mit der Zeit schließlich vergriffen war. Einer beständigen Nachfrage folgend hat die Stiftung jüngst eine Neuauflage in Auftrag gegeben, die nun, erschienen in der Edition Falkenberg, in aktualisierter Form vorliegt.
Die Vorstellung findet am 19. Mai 2025 auf der ehemaligen Siedlerstelle der Familie Kaisen – Wilhelm und Helene Kaisen-Stiftung in Bremen - in Bremen-Borgfeld statt.
Wilhelm Kaisen, Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen von 1945 bis 1965, genießt in Bremen als »Landesvater« in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und in den Wirtschaftswunderjahren einen legendären Ruf. Als entschiedener Befürworter der Westintegration der Bundesrepublik und profiliertester innerparteilicher Kritiker des SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher zählt er auch überregional zu den herausragenden politischen Persönlichkeiten im Nachkriegsdeutschland und gilt weiterhin als Prototyp eines erfolgreichen Landespolitikers. Dieses Buch ist die aktualisierte Fassung des erstmals im Jahr 2000 veröffentlichten politischen Biografie über Wilhelm Kaisen und stellt einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in den fünfziger und sechziger Jahren dar.
Wilhelm Kaisen (1887 – 1979) erreichte den Höhepunkt seiner politischen Laufbahn, die kurz nach der Jahrhundertwende mit dem Eintritt in die SPD begann, in den ersten fünfzehn Jahren seiner Amtszeit als Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen. Seine bescheidene private Lebensführung und sein volkstümliches Auftreten ließen ihn in Bremen zur Symbolfigur des Wiederaufstiegs aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs werden und trugen ihm rasch eine weit über die Anhängerschaft der Sozialdemokratie hinausreichende Popularität ein, die bis heute fast ungebrochen anhält. Politisch beruhte sein Erfolg, der die Sozialdemokratie in Bremen im Laufe der fünfziger Jahre zur absolut dominierenden Partei werden ließ, vor allem aus dem »Bündnis von Kaufleuten und Arbeiterschaft«, also der Zusammenarbeit der Sozialdemokraten mit bürgerlichen Parteien in der Senatskoalition, an der Kaisen auch dann noch festhielt, als dies aufgrund der parteipolitischen Kräftekonstellation in der Bürgerschaft nicht mehr erforderlich war. Überregional kam Kaisens politischer Tätigkeit vor allem deshalb besondere Bedeutung zu, weil er sich nachdrücklich für die Gründung eines westdeutschen Staates und dessen schrittweise Eingliederung in das westliche Bündnissystem einsetzte, obwohl dies der damaligen sozialdemokratischen Parteilinie zuwider lief. Dies führte zu heftigen innerparteilichen Spannungen, die erst Ende der fünfziger Jahre endgültig beigelegt wurden, als das Bundesland Bremen im Zuge der programmatischen Neuorientierung der SPD als Musterbeispiel populärer sozialdemokratischer Regierungstätigkeit entdeckt wurde. Für Kaisen selbst kam dies allerdings zu spät, um noch eine bundespolitische Führungsposition zu übernehmen, weil sich die »Ära Kaisen« in Bremen damals bereits ihrem Ende zuneigte.
Wilhelm Kaisen – Eine politische Biografie
Dr. phil. Karl-Ludwig Sommer
Herausgegeben von der Wilhelm und Helene Kaisen-Stiftung Bremen
Verlag: Edition Falkenberg
Hardcover mit Schutzumschlag, 110 s/w Abbildungen
Format 14 x20,5 cm, 528 Seiten
€ 19,90